HINTERGLASMALEREI
Bei der Hinterglasmalerei ist das Glas selbst Farbträger und das Bild wird auf der Rückseite des Glases aufgemalt. Die Reihenfolge des Farbauftrags ist jedoch zur herkömmlichen Malerei genau umgekehrt. D.h. es werden zuerst die Details gesetzt und dann Schicht um Schicht übermalt und so bis zum Hintergrund gearbeitet, denn das fertige Bild betrachtet man von der anderen Seite. Meist verwendete ich leicht getöntes Antikglas.
Im Gegensatz zur traditionellen Hinterglasmalerei sind meine Themen aus dem aktuellen Leben gegriffen und auch die verwendeten Materialien und Techniken muten eher modern an. So arbeite ich auch mit Blattgold oder Blattsilber, hinterlege mit Leinwand, setze mehrere Glas Scheiben hintereinander oder verband Glas, Collagen und Farben zu einem Werk. Oft ist auch der Rahmen Teil des Werks.
Die beiden Bilder «Fasnacht» und «Käse» sind meine ersten Hinterglasbilder. Sie entstanden in New York in Erinnerung an meine Kindheit. Mit mehr Übung wurden die Bilder immer subtiler und detaillierter. Um mehr Tiefe zu erhalten bei den Landschaften setzte ich zwei Glasscheiben hinter einander, etwa beim «Fuhrwerk», «Sommer», «Winter», «Grossvater’s Garten», «Christi’s Zimmer». Beim «Herbstspaziergang» sind es gar fünf Glasscheiben hintereinander. Dies erzeugt eine Dreidimensionalität, wie es auf einer Scheibe nicht möglich wäre.
Die Blumen entstanden mit einer Reihe von Stilleben, wobei ich mit neuen Materialien experimentierte, z.B. mit Blattgold und Blattsilber, welches je nach dem verwendeten Klebestoff wie poliert daher kam oder gleich eine Patina erhielten.
«Zweinsamkeit» zeigt ein Paar, Rücken an Rücken. Sie sind zusammen, aber eben auch nicht. Frauen, die ihre Maske aufsetzen, Frau im Schatten, im goldenen Käfig. Es war die Zeit wo wir uns mit der Emanzipation befassten. «Harem» entstand, nachdem mir eine Iranerin erzähle, dass der Tschador nur auf der Strasse getragen werde, ansonsten sei die Iranerin extrem modebewusst (1993 waren Menschen aus dem islamischen Raum hier im Westen erst vereinzelt anzutreffen – man wusste wenig über diese Kultur).
Als die die englische Choreografin Paula Lansley mit ihrer Truppe ihre Choreografie «Passages» einstudierte, durfte ich mich bei den Proben jeweils hineinsetzen und studierte die Bewegungsabläufe der Tänzerinnen und Tänzer. So entstanden diverse Tanzbilder, welche während der Aufführungen im «Rigi Blick» Zürich im Foyer ausgestellt waren.
Ein paar Tage Ferien im Piemont führte mich zum nächsten Projekt. Dort bauten meine Gastgeber einen alten Stall um und fanden darin einen alten, defekten Spiegel. Ich gab ihm neues Leben mit integrierten Gesichtern da, wo der Spiegel abgesplittert war. Ich fand noch einen zweiten defekten Spiegel und plante eine Spiegelserie. Da sich so auf Abruf nicht gerade kaputte Spiegel finden liessen, drehte ich den Spiess um: Ich gab den Köpfen Glanz mittels Blattgold und Blattsilber.
In Bilder wie «Tag» und «Nacht» und «Traffic Jam» reflektierte ich typische New York Eindrücke.
Hier nicht publiziert sind mehrere Arbeiten, wo ich die Verschmutzung und (damals) allgemeine desolate Lage New Yorks verarbeitete. Stellvertretend steht hier «Nightmare» aus dem Jahr 1983, welche ich nach 9/11 als Vorahnung der Geschehnisse erkannte.